Journal Kerntechnik Können wir. Sondermaschinenbau

Freistrahlen für zielgerichtet effizienten Rückbau

Der Rückbau von Kernkraftwerken ist eine Jahrhundertaufgabe und hoch komplex. Zentrale Herausforderung: Große Bauteile müssen zerlegt und dekontaminiert werden. Als Spezialist für den Großsägenbau haben wir schon diverse Bandsägen entwickelt, gebaut und entsprechend in stillgelegten Meilern in Betrieb genommen. Als weiterer Baustein für den Rückbau gelten die so genannten Druckluftfreistrahlanlagen. Für den still gelegten Meiler in Gundremmingen haben wir im März 2023 die Druckluftfreistrahlanlage DSA001 in Betrieb genommen. Nach einem über halbjährigen Betrieb können wir festhalten – die Anlage liefert sehr gute Ergebnisse. Die Druckluftfreistrahlanlage DSA001 ist eine systemrelevante Anlage im Rückbau und sichert somit nicht zuletzt den planmäßigen Abbau der Kraftwerke.

Wir haben die Druckluftfreistrahlanlage DSA001 zwischen Mitte 2021 und Anfang 2023, also in weniger als 2 Jahren entwickelt, konstruiert, zusammengebaut und vor Ort montiert. Ähnliche Anlagen hatten wir in der Vergangenheit für die Kraftwerke Philippsburg, Stade und Krümmel realisiert.

Eine Druckluftfreistrahlanlage wird für das Abstrahlen bzw. Abtragen der obersten Materialschicht von Bauteilen mittels Stahlkies und Lufthochdruck von bis zu 10 Bar eingesetzt. Denn in der obersten Schicht befindet sich die Kontamination der Bauteile. Die Strahlkabine ist im Maschinenhaus aufgebaut und steht in unmittelbare Nähe der Großbandsäge, die wir 2022 in Betrieb genommen haben. Sie wurde über 3 Gebäudeebenen in den Bestand eingepasst. Die Maßaufnahme erfolgte seinerzeit vor Ort mit einer neuartigen 3D-Vermessung, die uns für die Konstruktion genaueste Ergebnisse lieferte und für die Einbau-Simulationen beste Voraussetzungen geboten hat. Die Druckluftfreistrahlanlage DSA001 besteht aus zwei Kabinen, die unabhängig voneinander benutzt werden können. Jede Box besitzt einen eigenen abgetrennten Strahlmittelaufbereitungsstrang und jede Strahlkabine wird über fahrbare Arbeitstische bestückt, die wiederum in und aus der Kabine gefahren werden können. Beide Strahlkabinen können so umgebaut werden, dass daraus eine große Box nutzbar wird. Über die automatische Dachluke ist es möglich, mit den Hallenkran Bauteile bis 30 Tonnen einzubringen und zu strahlen. Der ganze Arbeitsbereich der Bearbeitungskabinen und der Be- und Entladebereiche ist über eine separate Einhausung mit Schallschutzelementen aufgebaut, die den Lärm der Anlage an den umliegenden Arbeitsplätzen deutlich reduziert.

Mit dem Bau dieser weiteren Druckluftfreistrahlanlage hatten wir eine weitere Chance unsere ausgewiesenen Kompetenzen im Umfeld des Spezialbereichs Kernenergie unter Beweis zu stellen – und zu zeigen, dass wir als Partner der rückbauenden Firmen prädestiniert sind. Konstruktives Wissen einerseits, viel Erfahrung und das Verständnis für die besonderen Anforderungen im Umgang mit strahlendem Material andererseits sowie die organisatorischen Strukturen, unsere Großkunden aus dem Bereich der Energieversorgung optimal bedienen zu können, zeichnen uns aus.

Daten & Fakten:

  • Kompressorstation 2×75 kW (AtlasCocpo)
  • 2x Strahlkabinen mit 6×2,5
  • Be- und Entladebereich mit
  • Umkleidekabine
  • Atemluftversorgung (BartelsRieger)
  • 2x Strahlmittelaufbereitung
  • Sichter
  • Förderschnecken
  • Becherwerke
  • Silo
  • Strahlkessel 140 Liter mit Schnellabschaltung (Clemco)
  • Entstaubungsanlage mit Abscheidung (Sult)
  • Jeweils 4 Sicherheitsfilter HEPA H14 (Camfil)
  • Lüftungsanlage mit jeweils 10000 m³/h (Sult)
  • Steuerung/Schaltschrank und elektrische Montage bzw. Inbetriebnahme (Egatec)
  • Tragkonstruktion der Boxen und Stahlbau der Einhausung (Röger)
  • Beleuchtung (RZB, Durlum)

Wichtige Lieferpartner:

  • Egatec GmbH
  • Röger Stahlbau
  • Vermessungsbüro Grießhaber
  • Sult
  • AtlasCopco
  • Strahltechnik der Fa. Clemco
  • Projektservice Schmidt